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Servus aus Harthausen, liebe Bienenfreunde und die, die es noch werden wollen!
Der Frühling ist endlich in vollem Gange hier bei uns in Ulm-Harthausen. Die Obstbäume rund um unseren kleinen Bienenstand stehen in voller Blüte, und wenn ich morgens mit einer Tasse Kaffee zu meinen Völkern gehe, ist das erste, was ich höre, dieses unverkennbare, summende Konzert. Es ist ein Geräusch, das mich jedes Mal aufs Neue mit einer tiefen Zufriedenheit erfüllt. Die Mädels sind fleißig, fliegen aus und ein, bringen Pollen in allen erdenklichen Farben heim – von leuchtendem Orange bis zu sattem Gelb. Es ist ein Schauspiel, das mich immer wieder innehalten lässt und mich daran erinnert, welch ein Wunder diese kleinen Insekten sind und wie fundamental wichtig sie für uns alle sind. Heute möchte ich mit euch darüber sprechen, warum das Summen unserer Bienen so viel mehr ist als nur ein Geräusch – es ist der Herzschlag unserer Natur.
Die Biene als Architektin des Lebens – Eine persönliche Beobachtung
Meine neun Völker als Spiegel der Natur
Wenn ich meine neun Bienenvölker hier in Harthausen beobachte, sehe ich nicht nur emsige Honigsammlerinnen. Ich sehe die lebendige Verbindung zwischen meiner kleinen Imkerei und der gesamten Umgebung. Letzte Woche zum Beispiel, als die Kirschbäume in unserem Garten und die vielen Streuobstwiesen in der Nachbarschaft gleichzeitig explodierten, war der Flugbetrieb schlichtweg atemberaubend. Tausende von Bienen flogen im Minutentakt aus und ein, ihre Höschen prall gefüllt mit dem goldenen Staub. Ich stand da, spürte die warme Frühlingssonne auf meiner Haut und dachte: Was wäre, wenn dieses Summen verstummen würde? Was wäre, wenn diese unermüdlichen Arbeiterinnen nicht mehr da wären, um diese Blüten zu besuchen?
Es ist diese unmittelbare, greifbare Erfahrung, die mir immer wieder vor Augen führt, dass Bienen weit mehr sind als nur Honigproduzenten. Sie sind die stillen Architekten, die im Hintergrund dafür sorgen, dass unsere Welt so blühend und fruchtbar ist, wie wir sie kennen. Ohne sie sähe es hier in Harthausen und überall sonst ganz anders aus. Ich habe schon Völker gesehen, die nach einem späten Frost oder einer langen Regenperiode Schwierigkeiten hatten, genügend Nahrung zu finden. Man merkt sofort, wie das gesamte Ökosystem leidet, wenn die Bienen nicht voll einsatzfähig sind. Die Blüten bleiben unbestäubt, die Früchte bleiben aus.
Der fachliche Hintergrund: Bestäubung als Fundament
Ihr Lieben, die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Schätzungsweise ein Drittel unserer weltweiten Nahrungsmittelproduktion hängt direkt von der Bestäubung durch Insekten ab. Und da sind Bienen, sowohl Honig- als auch Wildbienen, die absolute Nummer eins. Von Äpfeln über Kirschen, die wir hier im Umland von Ulm so schätzen, bis hin zu Raps, Sonnenblumen, Mandeln, Kaffee und Baumwolle – die Liste ist schier endlos. Ohne die Bestäubungsleistung der Bienen gäbe es deutlich weniger Obst, Gemüse, Nüsse und Samen. Die Vielfalt auf unseren Tellern würde drastisch schrumpfen, und die Preise für die verbleibenden Lebensmittel würden explodieren. Es geht nicht nur um den Honig im Glas; es geht um die Grundlage unserer Ernährung und damit um unsere Existenz.
Bienen übertragen Pollen von Blüte zu Blüte, ermöglichen so die Befruchtung und die Bildung von Früchten und Samen. Das ist ein Naturprozess, der seit Millionen von Jahren perfektioniert wurde. Und es betrifft nicht nur die Pflanzen, die wir essen. Auch viele Wildpflanzen, die die Basis für Ökosysteme bilden, sind auf Bestäuber angewiesen. Denkt an all die Beeren, die Vögel und andere Tiere ernähren, oder an die Pflanzen, die den Boden festhalten und die Luft reinigen. Wenn die Bienenpopulationen zurückgehen, ist das ein Dominoeffekt, der sich durch die gesamte Nahrungskette zieht.
Was wir tun können: Ein Aufruf aus Harthausen
Ihr fragt euch, was ihr tun könnt? Ganz einfach: Fangt im Kleinen an! Pflanzt in eurem Garten oder auf dem Balkon in Harthausen und Umgebung bienenfreundliche Blumen. Lavendel, Phacelia, Sonnenblumen, aber auch Kräuter wie Thymian und Rosmarin sind wahre Magneten für Bienen. Achtet darauf, dass die Pflanzen nicht mit Pestiziden behandelt wurden. Legt kleine Blühstreifen an, lasst auch mal eine Ecke im Garten „wild“ wachsen. Ein kleiner Haufen Totholz oder ein Insektenhotel kann Wildbienen wichtige Nistplätze bieten.
Unterstützt lokale Imker, indem ihr regionalen Honig kauft. Damit fördert ihr nicht nur die Bienen vor Ort, sondern auch eine nachhaltige Landwirtschaft. Reduziert den Einsatz von chemischen Spritzmitteln in eurem eigenen Umfeld. Jede kleine Veränderung, jeder Quadratmeter bienenfreundliche Fläche zählt und hilft meinen neun Völkern und all den anderen Bestäubern, die wir so dringend brauchen.
Die Biene als Gesundheitswunder und Indikator
Mehr als nur Honig – Was der Stock noch so hergibt
Wenn ich meine Völker durchsehe, ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wie vielfältig die Produkte sind, die sie herstellen. Es ist nicht nur der süße Honig, der uns Menschen so begeistert. Da ist der Pollen, den sie in leuchtenden Farben als Pellets an ihren Beinen heimbringen – das „Brot“ des Bienenvolkes, randvoll mit Proteinen und Vitaminen. Und dann ist da noch das Propolis, dieses klebrige, harzige Material, mit dem sie ihren Stock abdichten und sterilisieren. Ich habe schon oft beobachtet, wie sie kleinste Ritzen damit verschließen oder sogar Eindringlinge mumifizieren. Der Geruch im Bienenstock ist einzigartig – eine Mischung aus Wachs, Honig und diesem würzigen Propolis. Ich habe mir angewöhnt, ein kleines Stück Propolis zu kauen, wenn ich merke, dass sich eine Erkältung anbahnt; für mich ist das ein kleines Wunder der Natur.
Diese Nebenprodukte des Bienenstocks sind nicht nur für die Bienen selbst lebensnotwendig, sondern auch für uns Menschen von großem Wert. Bienenwachs nutzen wir für Kerzen oder Cremes, Propolis wird wegen seiner antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften in der Naturheilkunde geschätzt, und Blütenpollen gilt als Superfood.
Bienen als Barometer unserer Umwelt
Für mich als Imker in Harthausen sind meine Bienen auch ein unbezahlbares Frühwarnsystem. Sie sind extrem sensibel für Veränderungen in ihrer Umgebung. Wenn ich sehe, dass meine Völker im Frühjahr nicht gut entwickeln, oder wenn ich ungewöhnliche Verluste habe, dann ist das oft ein Hinweis darauf, dass etwas in der Umwelt nicht stimmt. Ein Mangel an Blütenvielfalt, der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft oder auch Wetterextreme wie langanhaltende Trockenheit oder ungewöhnliche Kälteperioden – all das spiegelt sich direkt im Gesundheitszustand meiner Bienen wider.
In den letzten Jahren habe ich hier in Ulm-Harthausen immer wieder Phasen erlebt, in denen die Sommertracht aufgrund von Trockenheit sehr mager ausfiel. Die Bienen finden dann kaum noch Nektar, müssen ihre Reserven angreifen. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass der Klimawandel auch bei uns angekommen ist und unsere Ökosysteme unter Stress stehen. Bienen sind quasi die Kanarienvögel im Kohlebergwerk unserer Natur. Ihre Gesundheit ist untrennbar mit der Gesundheit unserer gesamten Umwelt verbunden.
Tipps für einen achtsamen Umgang mit der Biene
Als Imker ist es meine Verantwortung, meine Völker so gut wie möglich zu pflegen und sie vor den Gefahren zu schützen, denen sie ausgesetzt sind. Dazu gehört für mich eine standortgerechte Betriebsweise, die Auswahl robuster Bienenstämme und natürlich die regelmäßige Kontrolle und Behandlung gegen Krankheiten wie die Varroamilbe. Aber auch ihr könnt helfen:
- Informiert euch über die Herkunft eurer Lebensmittel. Unterstützt Landwirte, die nachhaltig und bienenfreundlich wirtschaften.
- Seid vorsichtig mit dem Einsatz von Insektiziden im eigenen Garten. Es gibt oft natürliche Alternativen, um Schädlinge in Schach zu halten.
- Sprecht mit euren Nachbarn, Freunden und Familien über die Bedeutung der Bienen. Je mehr Menschen Bescheid wissen, desto größer wird die Bewegung für den Bienenschutz.
- Achtet auf die Vielfalt in der Landschaft. Monokulturen bieten Bienen nur für kurze Zeit Nahrung, danach herrscht Mangel. Unterstützt Projekte, die Blühstreifen anlegen oder alte Obstsorten pflegen.
Ein Blick in die Zukunft – Mein Versprechen aus Harthausen
Wenn ich abends vor meinen neun Bienenvölkern sitze und dem beruhigenden Summen lausche, spüre ich eine tiefe Verbundenheit mit diesen faszinierenden Geschöpfen. Sie lehren mich Demut, Fleiß und die unermüdliche Kraft der Natur. Die Bienen sind nicht nur wichtig, sie sind essenziell. Sie sind nicht nur nützlich, sie sind wunderbar. Sie sind nicht nur Produzenten, sie sind Indikatoren und Lebenskünstler zugleich.
Es ist eine große Freude und Ehre für mich, ein kleiner Teil dieser großen Geschichte zu sein, hier in Harthausen. Meine Hoffnung ist, dass wir alle gemeinsam verstehen, wie wertvoll jede einzelne Biene ist und welche Rolle sie in unserem Leben spielt. Lasst uns dafür sorgen, dass das Summen unserer Bienen niemals verstummt, sondern auch in Zukunft die Melodie unserer blühenden Landschaften sein wird. Jedes kleine bisschen hilft, und gemeinsam können wir Großes bewirken.
Bleibt summig und bis zum nächsten Mal aus Harthausen!
Euer Imker-Blogger
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