Guten Morgen, liebe Bienenfreunde, Imkerkollegen und alle, die sich für das Summen und Brummen in unserer Natur begeistern!
Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln schon am frühen Morgen auf meiner Nase, wenn ich mit meinem ersten Kaffee in der Hand in Richtung Bienenstand in Harthausen schlendere. Die Luft ist erfüllt vom Duft der blühenden Bäume und Sträucher – Kirsche, Apfel und sogar die ersten Akazien zeigen ihre Knospen, auch wenn es dafür noch etwas früh ist. Es ist diese ganz besondere Zeit im Jahr, in der die Natur explodiert und meine neun Bienenvölker vor Kraft strotzen. Und genau diese Kraft, dieser Übermut des Lebens, bringt uns Imker jedes Jahr aufs Neue ins Schwitzen: Die Schwarmzeit hat begonnen!
Manchmal, wenn ich mit meiner Imkerpfeife durch die Reihen meiner Magazine streife, habe ich das Gefühl, die Völker flüstern schon miteinander. Ein leises, kollektives Raunen über ihre Pläne für die Zukunft. Und diese Pläne beinhalten oft das Verlassen des heimischen Stocks, um Neues zu gründen. Ein Instinkt, der so alt ist wie die Bienen selbst, und der uns Imker immer wieder vor Herausforderungen stellt – und gleichzeitig mit unbeschreiblicher Faszination erfüllt.
Meine Schwarm-Erlebnisse in Harthausen – Zwischen Bangen und Begeisterung
Vor einigen Tagen, es war ein lauer Nachmittag nach einem Regenschauer, wollte ich eigentlich nur schnell bei meinem stärksten Volk, liebevoll die „Waldrand-Damen“ genannt, nach dem Rechten sehen. Sie hatten schon ordentlich Honig in den oberen Zargen eingelagert, und ich hatte ein gutes Gefühl, dass sie bald eine weitere Honigzarge brauchen würden. Doch kaum hatte ich den Deckel gelüftet, sah ich sie: Drei, nein, vier prachtvolle, dicke Weiselzellen am unteren Rand einer Brutwabe. Eindeutige Zeichen! Das Volk war in Schwarmstimmung, und zwar vom Feinsten.
Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer – eine Mischung aus Stolz und leichter Panik. Stolz, weil meine Mädels so stark und vital sind, dass sie sich vermehren wollen. Panik, weil ein unkontrollierter Schwarmflug für mich immer bedeutet, dass ich einen Teil meiner Ernte verliere und möglicherweise ein wertvolles Volk in der Ulmer Umgebung (oder gar darüber hinaus) verloren geht, wenn ich es nicht einfangen kann. Ich stand da, mit dem Smoker in der Hand, und beobachtete, wie die Bienen unbeeindruckt weitermachten, während ich schon im Kopf meine Strategien durchspielte. Dieses Jahr besonders früh, dachte ich mir, der milde Winter und das gute Frühjahr haben sie beflügelt.
Es ist dieser Moment, der die Imkerei so lebendig macht. Man ist Teil eines uralten Kreislaufs, versucht zu lenken, zu verstehen, aber letztendlich tanzt man immer nach der Pfeife der Natur. Und meine neun Völker in Harthausen halten mich da ordentlich auf Trab!
Das Mysterium Schwarm: Warum Bienen schwärmen wollen
Für uns Imker ist die Schwarmzeit oft mit Arbeit verbunden, doch im Kern ist sie der natürlichste Vorgang im Leben eines Bienenvolkes. Es ist ihre Art der Vermehrung, der Ausbreitung. Ein Volk wird zu zwei oder mehr. Und dieser Trieb ist tief in ihren Genen verankert.
Was genau löst aber diese Schwarmstimmung aus? Meistens ist es eine Kombination aus mehreren Faktoren:
- Platzmangel: Wenn das Brutnest zu eng wird und kein Platz mehr für die Königin zum Eierlegen ist, fühlen sich die Bienen beengt.
- Alte Königin: Eine ältere Königin legt weniger Eier und sondert weniger Königinnenpheromon ab, was den Zusammenhalt des Volkes schwächt und die Stimmung zum Schwärmen fördern kann.
- Gute Tracht: Paradoxerweise ist eine üppige Tracht, wie wir sie oft im Frühsommer hier im Donauraum haben, ein Auslöser. Das Volk ist stark, hat viel Nahrung, viel Brut und somit das Potenzial für eine Teilung.
- Alter der Brut: Wenn viele junge Bienen im Volk sind, die nicht ausreichend beschäftigt sind, kann dies ebenfalls die Schwarmstimmung fördern.
- Genetik: Manche Bienenlinien sind einfach schwarmfreudiger als andere. Das ist eine Eigenschaft, auf die ich bei der Königinnenzucht achte, aber es ist nie ganz auszuschließen.
Die Bienen beginnen dann, spezielle, größere Zellen am Wabenrand oder auf der Wabenfläche zu bauen – die Weiselzellen. Darin ziehen sie neue Königinnen auf. Sobald die erste junge Königin schlüpfbereit ist, macht sich die alte Königin mit einem Großteil der Flugbienen auf den Weg, um eine neue Heimat zu finden. Ein beeindruckendes Schauspiel und ein Beweis für die unglaubliche Intelligenz und Organisation der Bienen.
Schwarmverhinderung und -lenkung: Meine Strategien aus Harthausen
Da ich meine Bienen nicht verlieren möchte und auch meinen Honig nicht verschenken will, versuche ich natürlich, die Schwarmstimmung zu erkennen und gezielt zu lenken. Hier sind meine bewährten Methoden, die ich bei meinen neun Völkern anwende:
Regelmäßige Kontrolle ist das A und O
In der Hochsaison, also jetzt gerade, schaue ich mindestens einmal pro Woche, oft sogar alle sechs bis sieben Tage, in jedes Volk. Ich suche gezielt nach Weiselzellen. Sind sie schon verdeckelt? Dann ist Eile geboten! Offene Spielnäpfchen oder junge, noch nicht verdeckelte Weiselzellen geben mir etwas mehr Zeit zum Handeln. Meine Erfahrung zeigt, dass die Mädels in Harthausen bei gutem Wetter sehr schnell sind!
Raum geben – Brut- und Honigraum erweitern
Engpässe im Brutraum sind ein Hauptgrund für Schwarmstimmung. Ich achte darauf, dass die Königin immer genug Platz zum Legen hat. Das bedeutet:
- Zargen aufsetzen: Sobald die Bruträume gut belegt sind und die Bienen anfangen, die Rähmchen auszubauen, gebe ich eine weitere Zarge hinzu – entweder eine weitere Brutzarge oder, wenn die Tracht einsetzt, Honigräume.
- Waben tauschen: Manchmal nehme ich eine volle Brutwabe aus dem Zentrum und hänge sie an den Rand oder in einen oberen Honigraum (natürlich mit Absperrgitter, damit die Königin nicht hochsteigt). An ihre Stelle kommt eine leere Mittelwand oder eine ausgebaute Wabe. Das schafft Platz und entlastet das Brutnest.
Brutableger bilden – die elegante Lösung
Wenn ich Weiselzellen finde oder ein Volk extrem stark ist, ist die Bildung von Ablegern meine bevorzugte Methode, um die Schwarmstimmung zu nehmen und gleichzeitig meine Völkerzahl zu erhöhen oder Verluste auszugleichen. Das ist quasi ein „künstlicher Schwarm“ unter Kontrolle:
- Der Königinnen-Ableger: Ich nehme die Königin mit zwei bis drei Brutwaben (mit ansitzenden Bienen!) und ein bis zwei Futterwaben in eine neue Beute. Den Rest des Volkes lasse ich zurück. Ohne Königin werden sie sich dann eine neue Königin aus den verbleibenden Eiern oder Larven ziehen, oder ich gebe ihnen eine begattete Königin oder eine reife Weiselzelle. Dieses Verfahren beruhigt das Altvolk sofort.
- Der Brutableger: Hier entnehme ich dem Volk eine oder zwei Brutwaben mit jungen Larven (ideal für die Königinnenzucht) und ansitzenden Bienen, sowie eine Futterwabe. Diese kommen in eine kleine Beute. Dort ziehen die Bienen dann eine neue Königin nach. Den Brutableger stelle ich an einen neuen Standort, oft in meinem Garten in Harthausen, ein Stück entfernt vom Hauptbienenstand, damit die Flugbienen nicht zurückfliegen.
Diese gezielten Eingriffe imitieren den natürlichen Schwarmtrieb, aber eben auf meine Art. So behalte ich die Kontrolle und sorge für Nachwuchs an Völkern.
Wenn der Schwarm doch fliegt: Das Schwarmfänger-Glück
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen – manchmal sind die Bienen einfach schneller oder cleverer. Und plötzlich hängt sie da: eine dichte Traube aus tausenden Bienen an einem Ast, am Gartenzaun oder gar an einem Fahrrad in Harthausen. Ein Schwarm!
In diesen Momenten schlägt mein Imkerherz Purzelbäume. Es ist immer wieder ein kleines Wunder, diese Lebendigkeit, dieses Urphänomen zu beobachten. Und dann heißt es: Schnell sein, aber ruhig bleiben!
- Vorbereitung: Ich habe immer eine Schwarmkiste, einen Eimer mit Deckel, eine Schaufel oder eine große Kehrbürste und natürlich meinen Smoker griffbereit.
- Einfangen: Die einfachste Methode ist, den Schwarm in einen Eimer oder eine Schwarmkiste zu schütteln. Bei Ästen geht das gut. Hängt der Schwarm fest, hilft oft vorsichtiges Abfegen. Wichtig ist, dass die Königin dabei in die Kiste gelangt – dann folgen die anderen Bienen von ganz alleine.
- Transport: Sobald der Großteil der Bienen in der Kiste ist, verschließe ich sie und stelle sie an einen kühlen, dunklen Ort. Dort bleiben die Bienen für einige Stunden oder über Nacht, damit sie sich sammeln und ihre neue Behausung akzeptieren.
- Einlogieren: Am Abend oder am nächsten Morgen logiere ich den Schwarm in eine vorbereitete, leere Beute mit Mittelwänden ein. Ein leichter Ruck vor dem Flugloch, und die Bienen marschieren wie ein Fluss in ihr neues Heim. Ein wunderschöner Anblick!
Nicht selten bekomme ich auch Anrufe von Nachbarn oder Bekannten aus Ulm, die einen Bienenschwarm im Garten haben. Da helfe ich natürlich gerne! Es ist immer eine spannende Mission und ein schönes Gefühl, diese wundervollen Tiere sicher in ein neues Zuhause zu bringen.
Fazit: Im Einklang mit der Natur – Eine ständige Herausforderung
Die Schwarmzeit ist für mich als Imker aus Ulm-Harthausen jedes Jahr aufs Neue eine intensive und lehrreiche Phase. Sie fordert meine Aufmerksamkeit, mein Wissen und meine Geduld. Doch gleichzeitig erinnert sie mich an die unglaubliche Lebenskraft und den Überlebenswillen meiner Bienen.
Es ist ein ständiger Tanz zwischen dem Bewahren und dem Loslassen, zwischen Kontrolle und dem Vertrauen in die Natur. Jedes Schwarmjahr lehrt mich Neues über meine Völker, über die lokalen Gegebenheiten hier im Donauraum und über mich selbst. Es ist ein Privileg, diesen Prozess so nah miterleben zu dürfen.
Also, liebe Imkerinnen und Imker, bleibt wachsam an euren Völkern! Schaut regelmäßig nach Weiselzellen, schafft Raum und seid bereit, wenn eure Bienen den Drang zur Expansion verspüren. Und wenn doch ein Schwarm fliegt – habt keine Angst! Es ist ein natürlicher Vorgang, und mit etwas Vorbereitung und Ruhe ist das Einfangen ein unvergessliches Erlebnis.
Ich wünsche euch allen eine schwarmarme, aber ertragreiche Zeit!
Euer Imker aus Harthausen,
Der Bienenflüsterer von der Donau
P.S.: Habt ihr auch schon Schwärme gehabt dieses Jahr? Oder besonders kreative Methoden zur Schwarmverhinderung? Teilt eure Erfahrungen in den Kommentaren oder schreibt mir eine Nachricht! Wir lernen alle voneinander!
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